Freitag, 27. Dezember 2024

 

Herbstlaub

Text: Helene Huss-Trethan



"Naja, musst du dir halt doch einmal so ein Haarteil machen lassen!"

"Nein, Mama. Meine Haare sind die letzten 20 Jahre schon so, haben sich nicht verändert, sind nicht weniger geworden und wenn ich damals keines gebraucht habe, brauche ich das heute auch nicht!"

"Ja, aber…"

"Kein aber. Schluss! Übrigens, warst du jetzt endlich bei deinem Hörgerätefachmann und hast dir deine beiden neu einstellen lassen? Am Telefon erkennst du mich nicht einmal mehr!"

"Du peckst immer auf mir herum! Ich muss in meinem Alter einfach nicht mehr alles hören!"

"Von wem ich das wohl habe, Mama! Und jetzt zieh dich fertig an, damit wir noch rechtzeitig auf die Bank kommen. Dann fahr ich wieder nach Hause und du hast wieder deine heilige Ruhe von mir."

 

Magda ist klar, dass die Mutter ihre Haare schon lange nicht mehr so genau sehen kann um die Situation realistisch einschätzen zu können. Den grauen Star hat sie mittels Operation ja noch erfolgreich bekämpft, aber der Grüne gibt ihr jetzt den Rest. Sie sieht kaum noch, sie hört schon fast nichts mehr. Aber die Haare der Tochter sind seit 20 Jahren ein Thema mit dem sie sie unter Garantie erfolgreich auf die Palme bringen kann. Damals wurde Magdas Haar kurze Zeit am Oberkopf ohne medizinisch erklärbaren Grund um ca. die Hälfte weniger und wuchs nicht mehr nach.

Es ist ein Machtspiel der Mutter, das sie Zeit ihres langen Lebens erfolgreich spielt. Und die Tochter schlägt mittlerweile zurück. Unbarmherzig. Seit 52 Jahren ist die Mutter der Tochter eine ausgezeichnete Lehrmeisterin zum Thema: Nahestehende Menschen effizient fertig machen.

Magda hasst sich dafür. Am meisten dafür, dass sie die Provokation annimmt und zurück schlägt. Denn, damit hat die Mutter gewonnen. Magda hat verloren. Und die Mutter weiß das.

 

Am Zugfenster zieht der Wagram vorbei. Die Hügelkette mit ihrer Weinkultur vor Wien begleitet Magda schon seit ihrer Kindheit. Es war der mit freudiger Erwartung verbundene Weg: "Gleich sind wir bei der Großmutter!" Damals war es der wunderschöne alte Franz-Josefs-Bahnhof in Wien, von dem aus es los ging. Heute ist das ein schreckliches Glasmonster in dem es gerade noch einen heute nahezu bedeutungslosen Bahnhof gibt, finster und dreckig. Auf der Rückfahrt trösteten sie die vielen brennenden Kerzen auf den Friedhöfen. Sie war immer der Meinung, dass diese nur für sie brannten, weil sie so traurig war.

Und jetzt? Eigentlich sollte es umgekehrt sein und die Heimfahrt nach Wien Erleichterung bringen, weil wieder einmal alles überstanden war. War auch oft so in den letzten Jahren. Nur, manchmal erwischt es sie doch noch.

In der altmodischen Geldkassette der Mutter liegt immer noch ihr abgeschnittener Haarzopf. Als Mädchen musste sie die Haare lang tragen. Die Mutter hat immer wieder vergeblich versucht durch bürsten das struppige, dünne und glanzlose Haar der Tochter seidenweich und schön zu machen. Aber mehr als die Kleine schmerzhaft damit zu misshandeln kam dabei nicht heraus. Der erste Schultag war für Magda nicht nur die reine Wonne weil sie endlich täglich für ein paar Stunden weg kam von der Mutter, sondern es wurden davor auch ihre Haare abgeschnitten. "Damit die Buben sie nicht mit dem Zopf an die Sessellehne anbinden können.", so die Begründung der Mutter. Niemand hätte es je geschafft das tatsächlich zu tun. Dazu war nicht nur der Zopf viel zu kurz und zu dünn, sondern Magda viel zu schnell und wild um sich so etwas bieten zu lassen. "Wird wohl eher so gewesen sein, dass sie sich nicht für ihr Versagen aus mir ein liebes, braves Mädchen zu machen, nicht schon wegen meiner Haare schämen musste.", seufzt Magda in sich hinein.

"Nächster Aufenthalt: Absdorf-Hippersdorf. Für die Weiterfahrt nach Wien steigen sie bitte hier um. Der Anschlusszug fährt in 5 Minuten von Gleis 4 ab."

Magda folgt der Anweisung. Das Umsteigen hat ihre dunklen Gedanken nur kurz unterbrochen. Eher haben sie dadurch neuen Schwung bekommen. An einem schlechten Tagen wie heute mischen sich auch gleich die nicht ganz so alten widerwärtigen Erlebnisse mit der Schwiegermutter unter ihre Erinnerungen.

Gerade jetzt wieder kommt es ganz übel hoch: die erste und einzige Einkaufstour mit ihr in der SCS.

 

Die beiden Frauen schlendern gut gelaunt in ein Wäschegeschäft hinein. Magda ist auf der Jagd nach ihren Alltags-Lieblingsslips. Seit sie sich selbst Unterwäsche kauft, ist es meistens praktische aber zarte in sehr guter Qualität und immer mit Spitze dran. Irgendwo in einem Kleiderschrank hat sie noch eine Unterhose der Jugendzeit vergraben, eine in rosa zum Auskochen in Rippstrick mit langem Beinansatz. In großen Teilen Österreichs wurden solche Monsterhosen Pumpanella genannt. Nach der vorgesehen Verwendung wurden sie dann auch gerne von Hausfrauen zu Lappen geschnitten und zum Fensterputzen verwendet. Nun, so ein Prachtstück teilt einen Plastiksack noch mit einer Menstruationshose aus den frühen 70-ern mit Plastikeinsatz im Schritt und der Möglichkeit die damaligen Binden, es war nur verdichtete Watte, ca. 2 Zentimeter stark, in ein Baumwoll-Netz gepackt, mit Sicherheitsnadeln an der Hose festzumachen. Es hatte auch noch dicke Gummizüge an den Beinen um abzudichten. Ergänzend dazu trug Frau die Kombinäsch, eine Art längeres Unterhemd in Chameuse, oft in den kräftigen Farben der 60-70-Jahre.

 

In diesem Wäschegeschäft hat Magda schon oft Beute nach ihren Lieblingsslips gemacht, sowohl in weiß als auch in schwarz.

"Was suchst du denn da?"

"Die halbhohen Sloggys mit dem kleinen, dreieckigen Spitzen-Einsatz am Beinrand."

"Da, nimm doch die! 5 Stück zum Preis von 3. Die kannst du auch auskochen!"

"Nein. Die mag ich nicht, die haben keine Spitze drin. Ich trage nur Slips mit Spitzeneinsatz."

"Wozu brauchst ausgerechnet DU denn Spitze in den Unterhosen?"

Ansatzlos, ohne Vorzeichen, schleudert Mizzi der Schwiegertochter die Beleidigung mit der vollen dazu gehörigen Häme im Gesicht festgeschrieben, entgegen.

Die Verkäuferin, die sich den beiden Frauen bereits genähert hatte, holt hörbar Luft. Magda ringt um Fassung. Sie versucht eine eherne Maske aufzusetzen, was ihr auch bald gelingt, hält aber den Kopf noch sicherheitshalber gesenkt über der Wäschewühlbox. "Ich habe das jetzt nicht gehört! Ich ignoriere das jetzt einfach!", denkt sie. Dass das nicht so ist, spürt sie in jeder Faser ihres Körpers.

"Einzeln, zum normalen Preis haben wie die schon, gnädige Frau. Schauen Sie doch einfach nächsten Monat wieder vorbei. Ich glaube, da haben wir die, die sie immer bei uns kaufen, im Angebot.", strahlt der rettende Engel in Gestalter der Verkäuferin Magda an. "Darf ich ihnen vielleicht andere Slips mit Spitze zeigen, ganz ähnlich von einer anderen Firma?"

"Danke. Nein. Ich komme sowieso wieder vorbei. Dann habe ich auch sicher wieder mehr Lust zum Herumstöbern."

 

Selbst jetzt noch, Jahre später, treibt es Magda Tränen ohnmächtigen Wut in die Augen. Heute weiß sie, was sie dem Schwiegermonster damals hätte sagen müssen. Aber selbst wenn sie es damals parat gehabt hätte, hätte sie es nicht getan. Es ist die Mutter ihres Mannes. In seiner Familie darf Mama alles. Niemand hat je daran gedacht, oder besser es gewagt, sie in ihre Schranken zu verweisen. Und Magda hatte sich eingefügt. Später hat sie gelernt sich abzugrenzen, ihre Intimsphäre zu schützen, damit es gar nicht mehr so weit kommen kann. Aber das Verhältnis zwischen den beiden Frauen hat sich damit nicht gebessert. Es ist lediglich ein erzwungener Waffenstillstand aufgrund voller Deckung. Sobald die Mauer der Deckung irgendwie brüchig wird, greift das Schwiegermonster sofort wieder an.

 

"Magda, es reicht jetzt damit!", sagt sie sich selbst halblaut und sehr resolut um die negative Gedankenspirale zu stoppen. Niemand im Zug reagiert darauf. Es sitzen sowieso nur wenige Passagiere im oberen Stock des Waggons.

Ihre Gedanken wandern wieder zu dem von ihrer Mutter so angepriesenen Haarteil. Aber jetzt kommen heitere Erinnerungen hoch. Damals, in den 50-er und 60-er Jahren gab es das im Volksmund "Fiffi" genannte Haarteil. Bei den Männern bekam es eher den Kosenamen "Peppi". Die Teilperücken wurden in der Naturhaarfarbe gemacht um die beginnende oder schon fortgeschrittene Blöße des Kopfes zu bedecken. Aber die Frauen in rasch fortschreitender Jugend, hatten selten noch ihre Naturhaarfarbe. Sie waren längst weiß oder eine Mischung aus weiß und etwas das einmal die eigene Farbe war. Haarfarben waren damals sehr teuer bzw. sogar durchaus auch gesundheitsschädlich. Also wurde der Eigenhaarfarbe mit Naturfarb-Spülungen auf die Sprünge geholfen. Es gab die Rosenholzspülung, die weiße Haare eher rosa erscheinen ließ, dann die Silberspülung die einen lila Effekt hatte und die Blauspülung mit entsprechend farbigem Ergebnis. "Wenn ich so recht überlege", murmelt sie leise in sich hinein, "waren diese Frauen die frühen Punks! Unten rum pink, lila oder blau und oben drauf dann der Fiffi in brünett, blond, braun oder schwarz! Und genau diese Frauen schüttelten entsetzt ihre farbgequälten Häupter über die Haarpracht der Punks der späten 70-er beginnenden 80-er! Von wem hatten die Kids denn das? Von ihren Großmüttern!" Magda kann ihr inneres Kichern ob der Erkenntnis des Tages nicht mehr für sich behalten. Es muss nach draußen! "Yes, that's it!" Ein älterer Herr grinst verwirrt zurück. Mit einem Nicken und direktem Lächeln bestätigt sie den Ahnungslosen.

 

"Und? Wie war es heute? Hast Schwefelstarre?" Magdas Mann kommt abends nach Hause und fragt mal vorsichtig an. Aus seiner langen, liebevoll Beziehung zu seiner Frau kennt er schon das Problem, das sie hat, wenn sie von ihrer Mutter kommt. Die Schwefelstarre ist eine Bezeichnung der beiden, wenn der Schwefelatem der beiden Drachenfrauen einen re-aktionsunfähiger Zustand der Depression hervorruft. Oft genug hat er erfolglos versucht sie da herauszuziehen. Aber jetzt hat er verstanden, dass seine Frau durch ihre Arbeit an sich selbst, z.B. mit Psychotherapie, da am ehesten alleine oder mit Hilfe der Therapeutin rauskommt. Und das tut sie mit immer mehr Erfolg. "Na ja. Es geht so. Morgen geh ich zur Kosmetikerin und dann geht es mir sicher wieder besser.", lächelt sie ihn halbherzig an. Er zieht sich zurück, wie es für beide am Besten ist. So erholt sie sich rascher und er erspart sich den Frust der erfolglosen Hilfe. Eine bewährte Praxis der beiden, die sie sich gemeinsam erarbeitet haben.

 

Eigentlich will Magda am nächsten Tag zum Kieser-Training gehen, Muskeltraining pur. Aber um selbst was zu tun ist sie noch zu kraftlos. Und sie geht auch nicht zur Kosmetikerin, spielt stattdessen sinnlose Kartenspiele, möglichst anspruchslose und lässt ihre Gedanken laufen. Es ist ein trüber Tag an dem sie immer wieder die beiden alten Drachen in ihren Gedanken terrorisieren. Tags darauf klappt es besser. "Monika, hast du einen langen Termin für mich frei? Harzen von den Zehen bis zu den Achseln? Komplett!", fragt sie ihre Kosmetikerin. "Du, das passt gut, mir hat gerade eine Kundin abgesagt. Komm nur!" Das Harzen tut tierisch weh. Aber der Effekt auf den sie gewartet hat, kommt: "Ich spüre, dass ich lebe und das in jeder Faser meiner Haut!" Magda geht es besser.

So nebenher erzählt ihr die Kosmetikerin, dass sie überlegt, sich die Brüste neu machen zu lassen. Wäre doch eine umfangreiche Operation, aber sie hat einfach keine Lust mehr, sich die Reaktion ihres Mannes anzutun, wenn sie sich genüsslich im Bett auf den Rücken legt, darauf wartet, dass er in sie eindringt, und er macht noch schnell die Augen zu bevor er das Licht abdreht, damit er nicht sieht, wie ihre Brüste einfach seitlich weghängen. Er fasst die beiden noch nicht mal mehr an, so angewidert ist er, ihrer Meinung nach.

Die intime Erzählung der längst zur Freundin gewordenen Kosmetikerin, ist unangenehm. Sie überfordert Magda. Sie fühlt sich genötigt Stellung zu nehmen. Möchte das aber nicht. Abgesehen davon tritt diese Geschichte eine Gedankenlawine in ihrem immer noch verschwefelten Kopf los. All die Männer, die Magda nur auf Grund ihrer großen Oberweite angemacht hatten. Die nicht mit ihr als Frau Sex haben wollten, sondern ihren Schwanz zwischen die "Riesen-Tutteln" stecken wollten, die Frau auf ihre Brüste reduziert erleben, sonst nichts. Leichte Übelkeit macht sich in Magda breit. Und das Bewusstsein, dass sie, genau genommen, das genau gleiche optische Problem hat wie die Freundin.

Ziemlich wortkarg verlässt Magda das Kosmetikstudio.

 

Das Mindsetting mit der Brustoperation ist platziert. Zu Hause betrachtet sie sich vor dem Spiegel. "Na, im Stehen geht das doch noch recht gut! Also, lass es gut sein, meine Liebe!" Mit diesem halbresoluten Versuch möchte sie die aufkeimende Lust an der chirurgischen Verstümmelung beenden.

"Aber auf allen Vieren, in der Doggy-Stellung? Mein Güte! Die hängen ja wie Schläuche runter! Schrecklich!" Irgendwo hat sie noch einen großen losen Spiegel. Magda legt sich auf den Rücken, hält den Spiegel hoch. Der Anblick treibt ihr Tränen in die Augen.

 

"Du, was hältst du eigentlich von meinem Busen?", die Frage aller Fragen am Abend an ihren Mann. "Wieso, ist irgendwas damit? Hast Schmerzen oder was?" – "Nein, nur, jetzt hängen sie schon sehr arg." – "Blödsinn. Wirst jetzt auf einmal noch zur Tusse?" Irgendwie ist das Gespräch nicht sehr ergiebig. Der Fernseher rettet die beiden. Die Zeit im Bild beginnt. Keiner der beiden nimmt das Thema weiter auf.

 

"Du, hast du schon jemanden, wo du dir den Busen machen möchtest? Weißt, weil ich denke daran mir meine Augenlieder etwas heben zu lassen. Macht einfach ein frischeres Gesicht und ich habe keine Ahnung wer so kosmetische Sachen macht." – "Aber klar! Die Doktor Maier hat schon viele meiner Kundinnen operiert. Die sind alle sehr zufrieden. Komm einen Sprung bei mir vorbei und ich such dir die Visitenkarte raus. Jetzt kann ich nicht. Hab gerade eine Kundin zur Fußpflege da."

 

Mit der Visitenkarte in der Hand geht Magda ins nächste Cafe. "Ordination Dr. Maier. Manuela am Apparat. Was kann ich für Sie tun?", hört sie die professionelle Begrüßung. Eigentlich will sie sofort wieder auflegen. "Die Fr. Doktor wurde mir wegen einer anstehenden Brust-Operation empfohlen und da wollte ich mich einfach mal erkundigen, wie das so geht." -" Ja gerne, Frau, wie war doch noch gleich ihr Name?" - Mein Name ist Saidler, mit ai!" -" Danke, Fr. Saidler. Bei uns läuft das so, dass wir einen ersten Informationstermin vereinbaren. Da können sie dann alles mit Fr. Doktor Maier besprechen. Für diesen Termin verrechnen wir € 200,- Wenn es zu einer Operation kommt, dann wird dieser Betrag natürlich rückvergütet. Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass viele Damen dann doch nicht zum vereinbarten Vorbereitungs-Termin kommen und natürlich auch nicht zur Operation. Daher unsere Vorsichtmaßnahme, weil sich die Fr. Doktor natürlich sehr viel Zeit für jede Patientin nimmt. Wenn Sie damit einverstanden sind, dann könnten wir den ersten Termin jetzt gerne vereinbaren! Ich hätte da für Sie nächste Woche am Mittwoch um 15.00 Uhr frei. Wäre das für Sie in Ordnung?" Magda schluckt erst mal. Soviel zum Thema: Fragen kostet nichts! "Ja, 15 Uhr wäre passend für mich. Das können wir fix machen.", hört sie sich zu ihrem eigenen Erstaunen sagen. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals rauf. "Dann freuen wir uns, sie nächste Woche um 15 Uhr kennen zu lernen." Schnell gibt Magda noch ihre persönlichen Daten bekannt und legt verwirrt auf.

 

Wieder zu Hause hängt sie sich erst mal ins Internet. Google wird befragt, was es da zum Thema Brustverkleinerung, Bruststraffung & Co zu lesen und sehen gibt. Jetzt bereut sie es, die diversen Sendungen im Fernsehen verweigert zu haben. Da hätte sie schon alle Infos. Sie liest vom T-Schnitt der von den Brustwarzen senkrecht nach unten führt und dann waagerecht an der Umschlagsfalte weiter geführt wird, mit Fettabsaugung, Hautstraffung, die Brustwarzen werden nach oben gesetzt. Aber da die Warzen dann häufig nicht gut anwachsen, werden sie auch schon mal komplett entfernt und aus der Haut eine Warze geformt und dann der Hof mit einem Tatoo optisch simuliert. Es kann durch das Durchtrennen der feinen Nerven zu einem vorübergehenden Taubheitsgefühl kommen, liest sie da.

Also Moment mal: Meine Brustwarzen kommen weg, ich kann sie nicht mehr spüren, den zarten Reiz, bis zum intensiven Gefühl, das mir die Lust in jede Pore meines Körpers treibt? Und dann soll ich womöglich auch noch einige Monate überhaupt das Gefühl in meinem Brüsten verlieren? Ist das nicht schon irgendwie sehr zombieartig? Also, ich weiß nicht? Allerdings, das Spiegelbild im Liegen! Die Brüste, die dann nicht mehr in die Achselhöhlen fallen sondern meinem wilden Hengst entgegenstrahlen. Wenn alles gut geht und die Narben schön verheilt sind, wieder "oben ohne" ins Freibad gehen! Na gut, vielleicht doch nicht oben ohne, aber mit einem hübschen, knappen Bikinioberteil. Die Komplimente hören: "Ach nein! Gnädige Frau, Sie scherzen! Sie können unmöglich schon 52 sein!" Verlockend! Und, wenn ich es mir doch noch überlege, dann zahle ich 200,- Habe schon für größere Dummheiten mehr Geld ausgegeben. Wobei, € 7.000,- für die OP, auch nicht ohne. Na, schau ma mal!

 

Magda quält sich durch eine schlaflose Nacht. Am nächsten Tag, alle Bedenken kochen sich im Gehirn auf zu mittleren Katastrophen. Gleichzeitig das Bild: knapper Bikini am Strand vom Sharm el Sheik. Allerdings, dort laufen doch auch die Russinnen mit ihren operierten Einheitsbrüsten rum. Da in der Liga mitspielen? "Ich sollte doch mal mit meinem Süßen darüber reden." Doch die Vernunft schafft es nicht bis zum Abend zu überleben.

 

Wieder eine schlaflose Nacht. "So geht das nicht!", ermahnt sich Magda selbst, packt ihr Sporttasche und ab geht’s in die Muskelbude. Noch mal so richtig die Brustmuskeln fordern, ist angesagt. Aber wozu eigentlich? Wird bei der Operation nicht auch der Brustmuskel verkürzt? Hat sie nicht so was auch gelesen? Schluss damit!

Also, erst mal ab zur Beinpresse. Und dann geht’s weiter. Magda macht ihre 10 Übungen mit sehr viel Sorgfalt und quetscht mit viel Kraft und Anstrengung auch noch die letzte Wiederholung aus ihrem Körper raus. Ab unter die Dusche. Oder doch nicht? Mit den Hängebrüsten und den nassen noch vorhandenen Haaren am Oberkopf aus der Dusche kommen und alle anderen Frauen werden sie ansehen! Nein. Geduscht wird zu Hause. Langsam beginnt sie sich anzuziehen.

 

Und plötzlich steht sie da. Die Göttin. Sie kommt aus der Dusche. Hätte Botticelli seine Venus im Alter von 70 gemalt, er hätte diese Frau als Modell genommen! Es ist der Körper einer Frau, die nicht nur gelebt hat. Nein, sie lebt immer noch mit jeder Faser. Und sie wird es weiter tun, mit Genuss und Lust. Dieser Körper wird von einer Haut umspielt die mit ihren vielen zarten Falten jede Bewegung mit einem wunderbaren, nicht hörbaren Rascheln erhöht, wie der laue Herbstwind goldenes Laub in die Luft wirbelt um die Augen des Betrachters an diesem Spiel zu erfreuen. Bei jeder Bewegung verändert sich das wunderbare Schauspiel ihrer Haut. Es ist immer anders, und immer schön. Mit geübten Bewegungen trocknet sie ihr langes weißes Haar, das sich auch schon einmal dichter war. Mit der Körperlotion bändigt sie den Herbstwind ihres Körpers. Mit jeder streichenden Bewegung wird es stiller. Der Wind lässt seine Blätter sanft zu Boden gleiten. Die Herbstsonne lässt den Körper in seinem vollen Glanz, seiner ganzen Würde erstrahlen. Auf den breiten Hüften balanciert die nicht mehr ganz so schlanke Taille den prachtvollen Oberkörper mit seinen schweren Brüsten.

Die Schenkel tragen diesen Körper mit Kraft. Und die schmalen Knöchel betonen die wundervoll gepflegten Füße deren Zehennägel kokett mit vielen verschiedenen Farben lackiert sind. Venus spürt und sieht Magdas Bewunderung. Die beiden Frauen lächeln sich zu.

 

"Frau Manuela? Ja, ich bin es, Saidler mit ai. Ich möchte meinen Termin für nächste Woche Mittwoch absagen. Ich habe es mir doch anders überlegt. Meine Brüste bleiben wie sie sind. Und natürlich können Sie mir eine Rechnung über die 200, schicken. Das zahle ich gerne!" Sofort legt Magda auf.

 

"So, und jetzt ab in den Dessous-Laden in der Praterstraße! Da hab ich doch diesen tollen schwarzen BH mit Reifen komplett aus Spitze gesehen. Da gibt es sicher auch einen hübschen Slip aus Spitze dazu der etwas weiter rauf geht um die beginnende Problemzone um den Bauch etwas kaschieren. Vielleicht doch mit String? Der Hintern sieht ja dank des konsequenten Trainings wieder recht knackig aus!", freut sich Magda. "Und damit werde ich meinen Hengst heute so richtig heiß machen. Oder doch eher mich selbst? Wie auch immer: So mache ich das jetzt und nicht anders!"



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