Warum es den Quaxi in der Mini-ZiB seit 1998 nicht mehr gibt.
Text: Helene Huss-Trethan
"Ah! Konserve!", klappert der Storch am Fenstersims des ORF. Neugierig lugt er durch das offene Fenster in die Wetter-Abteilung der Mini-ZiB. Vorsichtig hüpft er rein. Quaxi ist gerade auf dem Weg nach oben auf seiner Wetterleiter im Glas. Das Glas ist seit Jahren seine Heimat.
Der Storch stupst das Glas an.
"Was machst du denn da im Glas?"
"Raufklettern. Siehst du doch!"
"Und?", klappert der Storch weiter.
"Immer wenn ich zu viele Maden und Fliegen gefuttert habe, die mir die Menschen geben, habe ich starke Blähungen und dann muss ich furzen. Das stinkt so sehr, dass ich dann raus klettere. War's das? Wer bist du überhaupt? Was machst du da? So etwas wie dich hab ich hier noch nie gesehen!"
"Ach, ich bin einfach nur ein Storch. Die Menschen glauben, dass ich ihnen die Babys bringe."
"Jaja, das kenne ich. Die sind blöd. Von mir glauben sie, dass ich das Wetter vorhersehen kann. Alles Quatsch! Und was treibst du so den ganzen Tag?" Quaxi ist froh endlich mal jemand unmenschlichen zum Quatschen gefunden zu haben.
"Och, ich bin gerade dabei Futter für meine Familie zu suchen."
"Toll! Du hast Familie? Sehen die auch so aus wie du?"
"Ja natürlich! Hast du keine?"
"Aber geh! Wo denkst du hin! Ich sitze hier seit Jahren in dem Glas und trampele auf der schon morschen Leiter rauf und runter. Meine Hüften tun schon so weh, dass ich nicht mal mehr springen kann. Meine Zunge schnalzt auch nicht mehr so wie früher raus zum Fliegen fangen. Aber die Menschen füttern mich sowieso. Demnächst werden sie mir die Fliegen noch pürieren und mit der Pipette füttern! Ich hab sie darüber sprechen gehört. Wie demütigend!"
Der Storch betrachtet ihn mitleidig. "Andere Frösche hast du nie kennen gelernt? Hattest du nie ein Weibchen und Kinder?"
"Ach weißt du, das mit den Weibchen hatte ich nie so wirklich. Ich halte das Getue für überschätzt. Aber einen Freund hätte ich schon ganz gerne gehabt. Aber gegönnt war es mir nie." Trauer erfüllt das Froschglas.
"Also ich schätze meine Familie doch sehr. Es ist immer wieder schön zu sehen wie die Kleinen aufwachsen und meine Frau ist ja auch ganz in Ordnung. Wir sind schon viele Jahre zusammen!"
Quaxi seufzt tief. "Naja, ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als ich und meine Geschwister noch Schwänze hatten wie die Fische. Das war schon lustig! Wir hatten Wetten laufen, wer als erster wie ein Frosch springen kann. Bei den ersten war ich nicht, aber bei den letzen auch nicht. Gutes Mittelfeld eben."
"Und was wünscht du dir noch vom Leben?"
"Tja, einmal noch raus hier über die Wiesen und Tümpel zu anderen Fröschen… das wär' schon schön!"
"Na dann! Dann freut es mich, dich zu meiner Familie einladen zu dürfen.", klappert der Storch und steckt seinen langen Schnabel in das Quaxi-Glas.
Helene Trethan, Wien: 2.1.2010
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